ZWEI JAHRE OHNE FAST FASHION

Vor zwei Jahren habe ich mich dazu entschlossen, nie wieder Fast Fashion zu shoppen. Was mich dazu gebracht hat, ob ich bis heute komplett durchgehalten habe und welche Learnings ich daraus ziehen konnte, habe ich in diesem Artikel zusammengefasst.

QUICK LINKS

Was ist Fast Fashion eigentlich?
Wieso kaufe ich kein Fast Fashion mehr?
Was war der Auslöser?
Welche Rolle spielte Social Media?
Wie waren die ersten Tage und Wochen?
Wie shoppe ich und welche Alternativen gibt es?
Wie fühle ich mich mit der Entscheidung?
Konsequenzen auf andere Lebensbereiche
Finanzielle Folgen
Habe ich jemand anderen beeinflusst?
Habe ich komplett durchgehalten?
Ist es schwer, Fast Fashion zu widerstehen?
Was ist, wenn man Mode liebt?
Würde ich mich wieder so entscheiden?

Was ist Fast Fashion eigentlich?

Zum Thema Fast Fashion habe ich bereits eine ganze Podcastfolge aufgenommen und darin Fast Fashion mit Fair Fashion verglichen. Aber grob gesagt ist Fast Fashion die Mode, die hergestellt wird, um maximalen Profit zu erzielen. Das heißt, so schnell und so viel wie möglich zu produzieren, damit am Ende sehr viel Geld verdient wird. Dies geht allerdings zu Lasten der Umwelt und der Menschen, die die Kleidung herstellen, aber auch die Qualität der Teile leidet erheblich darunter. Alles muss so schnell passieren, dass dabei nicht ausführlich über Nachhaltigkeit, Funktion und viele weitere relevante Aspekte in der Wertschöpfungskette nachgedacht werden kann. Zu meiner Podcastfolge, die an dieser Stelle nochmal tiefer in die Materie eindringt, geht es hier entlang.

Wieso kaufe ich kein Fast Fashion mehr?

Ich kaufe kein Fast Fashion mehr, weil ich die Industrie dahinter nicht mehr befürworte. Jeder Kauf bei einem Fast Fashion Unternehmen unterstützt auch deren Vorgehen und Praktiken. Das möchte ich einfach nicht mehr. Der Hauptgrund ist, dass die Modeindustrie einen sehr großen negativen Einfluss auf den Klimawandel hat. Außerdem kann Fast Fashion Kleidung auch sehr gesundheitsschädlich sein, weil für die Herstellung viele Chemikalien verwendet werden. Darüber hinaus hat das Ganze auch einen ethischen Aspekt, weil die Bezahlung für die Menschen in den Entwicklungs- und Billiglohnländern unter dem Existenzminimum liegt und dies ihnen das Überleben erschwert. Zusammengefasst sind es also die Parameter Umwelt, Gesundheit und Ethik, weswegen ich Fast Fashion nicht mehr unterstützen oder neu kaufen möchte.

Fast Fashion und Fair Fashion unterscheiden sich fundamental voneinander.

Was war der Auslöser?

Ich ernähre mich seit ich 13 Jahre alt bin vegetarisch, aus ethischen Gründen und weil mir Fleisch immer weniger – und schon bald gar nicht mehr – geschmeckt hat. Ein paar Jahre später habe ich immer mehr vegane Gerichte und Produkte ausprobiert. Der Grund dafür war aber relativ banal: Veganismus lag im Trend. Schließlich kamen Netflix und Co. auf den Markt und ich sah mir ein paar Dokumentationen und Reportagen über Nachhaltigkeit, vor allem über vegane Ernährung an. Daraufhin entschied ich, mich von nun an pflanzlich zu ernähren.

In diesem Zuge – und weil der Streaming-Algorithmus erkannt hat, dass ich mich für Nachhaltigkeit interessiere – wurden mir dann auch Videos zum Thema Nachhaltigkeit in der Modeindustrie vorgeschlagen. Die Dokumentation, die mich initial und über Nacht dazu gebracht hat, kein Fast Fashion mehr kaufen zu wollen, war The True Cost. Ich musste währenddessen weinen und fing an, alles zu hinterfragen. Dieses Ereignis hat bis heute weitreichende Folgen für mich und meinen Konsum gehabt.

Welche Rolle spielte Social Media bei dieser Entscheidung?

Social Media war meine erste Anlaufstelle, nachdem ich mich dazu entschieden hatte, den konventionellen Modekonsum hinter mir zu lassen. Vor allen Dingen auf Instagram konnte ich mithilfe von Hashtags und einer Stichwortsuche schnell Accounts finden, die Themen wie Nachhaltigkeit, Fair Fashion und bewussten Konsum aus den unterschiedlichsten Perspektiven behandeln. Dort lasse ich mich von BloggerInnen, nachhaltigen Modelabels oder NGOs inspirieren und zum Nachdenken anregen. Diese Inhalte bringen mich beispielsweise regelmäßig auf neue Outfitkombinationen mit Kleidungsstücken, die ich schon besitze oder wecken mein Interesse, mich mit einem bestimmten Themenbereich genauer zu beschäftigen und mich dahingehend weiterzubilden. Social Media und insbesondere Instagram kann eine tolle Inspirations- und Informationsquelle sein, um sich mehr mit Fair Fashion auseinanderzusetzen.

Wie waren die ersten Tage und Wochen nach der Entscheidung?

Gerade in den ersten Tagen und Wochen nachdem ich die Dokumentation „The True Cost“ geschaut habe, war es für mich besonders einfach, kein Fast Fashion zu kaufen, weil der Schock noch tief saß und mir die Bilder und Eindrücke noch so vor Augen waren, dass ich eigentlich weiter von Fast Fashion entfernt nicht hätte sein können. Ein paar Monate später hatte ich dann manchmal schon meine Schwierigkeiten, der Fast Fashion Versuchung zu widerstehen, aber ich blieb trotzdem standhaft und habe seitdem keinen Fuß mehr in einen Fast Fashion Laden gesetzt, mit der Intention dort einkaufen zu gehen.

Wie shoppe ich und welche Alternativen gibt es?

Durch die Dokumentation und meine weitere Recherche zum Thema Mode und Nachhaltigkeit habe ich verstanden, dass es abgesehen davon wo man Dinge kauft, auch darauf ankommt, wie viel man kauft. Mir wurde bewusst, dass ich viel weniger kaufen und die Teile, die ich besitze, mehr wertschätzen sollte, damit ich sie noch lange Zeit tragen kann. Das bedeutet konkret: Keine schnelllebigen Trends mitmachen, sondern in Basic Pieces investieren und den eigenen Stil finden. Nur wenn ich weiß, was mein individueller Stil ist, kann ich auch danach einkaufen und konstant in meinen Kaufentscheidungen bleiben. Mehr zum Thema Capsule Wardrobe lest ihr in meinem Fair Fashion Guide.

Zu der Frage, wie ich shoppe: Zum einen Fair Fashion und zum anderen Second Hand. Fair Fashion erscheint vielen sicher als sehr teuer. Doch das ist genau der Punkt. Es muss teurer sein als Fast Fashion, damit gewährleistet werden kann, dass die Qualität gut ist und dass alle Leute entlang der Wertschöpfungskette fair für ihre Arbeit entlohnt werden. Second Hand ist eine kostengünstigere und trotzdem nachhaltige Alternative, weil in diesem Fall Kleidungsstücken eine zweite Chance gegeben und dadurch verhindert wird, dass sie weggeworfen, verbrannt oder anderweitig entsorgt werden. Fair Fashion und Second Hand sind demnach meine Quellen, wenn ich mir Kleidung zulege.

Fair Fashion und Second Hand als Alternativen zu Fast Fashion.

Wie fühle ich mich mit der Entscheidung, Fast Fashion abzulehnen?

Ich fühle mich sehr gut damit und habe relativ schnell gemerkt, dass es die richtige Entscheidung für mich ist. Es lässt mich ruhiger schlafen und ich war auch von Anfang an sehr motiviert, das wirklich durchzuziehen und auch anderen Menschen davon zu erzählen. Aus diesem Grund gibt es mittlerweile auch meine Social Media Kanäle – meinen Blog, meinen YouTube Kanal und meinen Instagram Account – um diese Message weiter nach außen zu tragen. Das möchte ich aber nicht auf eine missionarische Art und Weise machen, sondern viel eher inspirieren und zum Nachdenken anregen. Das positive Feedback, das ich diesbezüglich bisher bekommen habe, motiviert mich natürlich sehr und trägt ebenfalls dazu bei, dass ich mich mit meiner Entscheidung, Fast Fashion nicht mehr zu unterstützen, sehr wohlfühle.

Hatte meine Entscheidung auch Konsequenzen auf andere Lebensbereiche?

Ursprünglich hat der Lebensbereich Ernährung dazu geführt, dass ich mich nun mit dem Lebensbereich Mode auseinandersetze. Allgemein haben sich Nachhaltigkeitsaspekte aber eigentlich in alle meine Lebensbereiche eingeschlichen, weil man eben nicht lange suchen muss um zu merken, dass es an ganz vielen Stellen Optimierungsbedarf gibt und man überall etwas tun kann, um umweltfreundlicher zu leben und zu handeln.

Welche finanziellen Folgen brachte der Verzicht auf Fast Fashion mit sich?

Fast Fashion ist natürlich deutlich günstiger als Fair Fashion. Jedoch ist dies nur auf den ersten Blick von Vorteil, denn in der Fast Fashion Industrie kann nicht ermöglicht werden, dass jeder Mensch, der entlang der Wertschöpfungskette beteiligt ist, fair entlohnt wird. Dabei geht es nicht nur um die Gehälter, sondern um Existenzen. In der Fast Fashion Industrie werden die ArbeiterInnen ausgebeutet, gefährdet und unterdrückt. Das Paradoxe an der Sache: Wir hier in den westlichen Ländern bekommen nichts von diesen Zuständen mit – wollen es vielleicht auch gar nicht?

Fast Fashion ist so günstig, weil jemand anderes den Preis bezahlt, den wir nicht bezahlen wollen. Das ist nicht gerecht und wir müssen ein anderes Verständnis dafür bekommen, wie viel ein Kleidungsstück kosten muss und kosten soll. Meine Entscheidung, auf Fast Fashion zu verzichten hat auch dazu geführt, dass ich mein gesamtes Konsumverhalten überdacht und reflektiert habe. Zu meiner großen Überraschung konnte ich feststellen, dass es tatsächlich gar nicht darum geht, wie viel ich besitze, sondern ob ich die richtigen Dinge besitze. Mir wurde bewusst, dass Fair Fashion gar nicht unbedingt teurer ist, wenn ich meinen Konsum generell runter schraube, meinen eigenen Stil finde und bewusste Kaufentscheidungen treffe. Denn ob ich jetzt sehr viele günstige Kleidungsstücke oder sehr wenige teure Kleidungsstücke kaufe, führt am Ende des Tages ungefähr zum gleichen Ergebnis. Unter Umständen kann das Budget bei Second Hand sogar noch geringer sein, als bei Fast Fashion. Ihr seht, nachhaltige Mode ist nicht per se teuer. Ein sehr interessantes Video zum Thema „Cost per Wear“ – also wie viel ein Kleidungsstück pro ein Mal tragen kostet – könnt ihr euch hier anschauen.

Nachhaltige Mode muss nicht unbedingt teurer sein als Fast Fashion.

Habe ich jemanden mit meiner Entscheidung beeinflusst?

Mit meinen Social Media Kanälen „beeinflusse“ ich fast täglich bewusst oder unbewusst meine Community – inspirieren finde ich da allerdings passender. Aber gerade auch in meinem näheren Umfeld, in meiner Familie, aber vor allen Dingen in meinem Freundeskreis setzen sich viele mittlerweile mit dem Thema nachhaltige Mode und Second Hand Fashion auseinander. Es ist toll, sich mit ähnlich denkenden Menschen über eine bestimmte Thematik austauschen zu können und ich bin froh darüber, dass ich dahingehend ein wenig inspirieren und zum Nachdenken anregen kann.

Habe ich bis heute komplett durchgehalten oder geschummelt?

Ja, ich habe durchgehalten! Denn das Gute ist, nur weil ich kein Fast Fashion mehr neu kaufen möchte, bedeutet dies nicht, dass ich Fast Fashion nicht auch Second Hand kaufen kann. Das mag im ersten Moment klingen, als würde ich dadurch schummeln. Aber die Realität zeigt, dass ein Großteil aller überhaupt existierender Kleidungsstücke Fast Fashion ist und nur ein sehr kleiner Teil Fair Fashion. Das ideale Szenario wäre natürlich, Fair Fashion aus zweiter Hand zu kaufen. Da Fast Fashion allerdings viel verbreiteter ist, sind die meisten Second Hand Pieces zwangsläufig ursprünglich Fast Fashion gewesen. Dadurch, dass man diesen Kleidungsstücken eine zweite Chance gibt und sie wertschätzt, pflegt und aufträgt, haben sie einen geringeren ökologischen Fußabdruck, als wenn man sie neu kauft und nur ein paar Mal trägt, dann wegwirft oder im Schrank versauern lässt. Aus diesem Grund habe ich auch gar nicht das Gefühl, Modetrends zu verpassen, weil ich eben durch Second Hand trotzdem an coole Kleidungsstücke kommen kann.

Wenn ich heute durch eine Einkaufsstraße mit Fast Fashion Stores laufe, sehe ich viele junge Menschen, die gar nicht wissen, wie schädlich die Modeindustrie tatsächlich ist und die ihre Unsicherheit unter dem Einfluss von Social Media Plattformen wie Instagram mit einem ausgedehnten Shoppingtrip kompensieren wollen – ich sehe mein früheres Ich darin. In diesem Teufelskreis habe ich auch gesteckt: Neue Kleidung kaufen und anschließend voller Glücksgefühle sein, die sich nach ein paar Tagen und Wochen wieder verlieren. Dann zu denken nichts zum Anziehen zu haben und deswegen wieder shoppen zu gehen. So passiert es immer und immer wieder – das ist kein angenehmer Zustand. Stattdessen ist es doch viel schöner, meinen eigenen Stil gefunden zu haben und zu wissen, was mir steht und worin ich mich wohlfühle.

Fällt es mir schwer, Fast Fashion zu widerstehen?

In Bezug auf meinen Modekonsum habe ich mittlerweile gelernt, dass es sich lohnt, mir mindestens zwei Wochen lang Gedanken darüber zu machen, ob ich das Teil auch wirklich haben möchte, beziehungsweise ob ich es brauche oder nicht. Tatsächlich habe ich nach dieser Zeit in den meisten Fällen das Verlangen danach verloren, weil der Endorphinrausch und das akute „ich muss das jetzt sofort haben“ verschwunden ist. Dann bin ich immer total froh, dass ich diesen Fehlkauf – der er ja andernfalls geworden wäre – doch nicht getätigt habe. Da ich diese Erkenntnis schon mehrfach hatte, ist es auf lange Sicht jetzt viel einfacher für mich geworden zu widerstehen und zu wissen, dass ich eben nicht alles brauche.

Übrigens: Einen Endorphinrausch kann es auch bei nachhaltiger Mode geben, beispielsweise bei einem Kleidungsstück, das ich lange gesucht und mir ausführlich darüber Gedanken gemacht habe. Wertschätzung für das Produkt und Glücksgefühle über das Sustainable Fashion Piece gehen hierbei Hand in Hand.

Fair Fashion Shopping bedeutet auch, weniger zu kaufen.

Was ist, wenn man Mode liebt?

Fast Fashion abzulehnen bedeutet nicht automatisch, dass der Sinn für und die Freude an Mode darunter leiden muss. Tatsächlich ist es auch mit Fair Fashion und Second Hand Pieces ohne Probleme möglich, stilvoll gekleidet zu sein. Wie bereits zuvor erwähnt geht es viel eher darum, den eigenen Stil zu finden und zu überlegen: Welche Farben stehen mir? Welche Farben habe ich oft an? Welche Schnitte gefallen mir? In welchen Materialien fühle ich mich wohl? Wer diese Fragen für sich beantworten kann, erfüllt bereits einige Voraussetzungen für einen stilvoll kuratierten und glücklich machenden Kleiderschrank. Fazit: Sustainable Fashion – also Fair Fashion und Second Hand – und die Liebe für Mode passen auf jeden Fall zusammen.

Würde ich mich wieder so entscheiden oder lieber damit aufhören?

Ich möchte nicht damit aufhören, weil für mich der Schaden, den der Fast Fashion Konsum ökologisch und ethisch gesehen anrichtet, so viel größer ist als das viel zu kurz anhaltende Glücksgefühl über neue Klamotten. Wie bereits zuvor erwähnt, bedeutet der Boykott von neuer Fast Fashion Kleidung nicht zwangsläufig, dass komplett darauf verzichtet werden muss. Denn Fast Fashion aus zweiter Hand zu erwerben ist deutlich nachhaltiger, als es neu zu kaufen. Ich persönlich sehe in dieser Entscheidung keinen Verzicht und deswegen gibt es für mich auch gar keinen Grund, damit aufhören zu wollen – im Gegenteil, ich würde mich sofort wieder so entscheiden, je früher desto besser.

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